Swisscom Shops: Vorwürfe führten zu Umfrage

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Swisscom Shops: Vorwürfe führten zu Umfrage

Im Mai 2025 sprachen zwei Mitarbeitende in einem «20 Minuten»-Artikel über fragwürdige, teils illegale Praktiken in den Swisscom Shops. Das erregte bei Swisscom und transfair Aufmerksamkeit und Besorgnis. Die Swisscom-Personalvertretung und die Sozialpartner der grössten Schweizer Telekomanbieterin starteten daraufhin eine Umfrage in den Swisscom Shops.

Marika Schaeren
Ein Bild eines Swisscom-shops

Heimliches Mithören von Kundengesprächen, massiver Verkaufsdruck, Manipulation bei Vertragsabschlüssen: Diese Vorwürfe haben zwei Swisscom-Shop-Mitarbeitende im Frühling 2025 erhoben. Dies führte einerseits zu einer internen Untersuchung bei Swisscom, andererseits zu einer Umfrage, die die Personalvertretung von Swisscom zusammen mit den Sozialpartnern – darunter transfair – in den Swisscom Shops durchführte.

Umfrage als Stimmungsbarometer

Ziel der Umfrage war, die Zufriedenheit im Arbeitsalltag zu messen, die Belastung durch Verkaufsziele zu beurteilen und Verbesserungspotenziale auszumachen. 44 Prozent der Swisscom-Shop-Mitarbeitenden nahmen teil. Das sind die zentralen Umfrageergebnisse:

  • Die Verkaufsziele sind die grösste Belastung.
    In der Wahrnehmung der Mitarbeitenden sind die Zielvorgaben kaum mehr erreichbar. Offenbar steigen die Zielerwartungen, während Rabatte und Kulanzmöglichkeiten eingeschränkt werden und Kundenzahlen sinken.
  • Die Ressourcen sind knapp.
    Motivation und Teamloyalität sind bei vielen Befragten vorhanden – sie beklagen aber fehlende Werkzeuge und zu geringe Personalressourcen. Das erschwert nicht nur das Erreichen der Ziele, sondern auch eine nachhaltige Kundenbetreuung.
  • Die psychische Belastung ist spürbar.
    Ein Grossteil der Befragten gibt an, dass die unrealistischen Verkaufsziele zu Schlafstörungen, Angstzuständen und zu einer Verschlechterung der Arbeitsatmosphäre führen.
  • Die Wertschätzung ist gut.
    Sehr viele Mitarbeitende fühlen sich vom Shop-Management wertgeschätzt. Zudem erwähnen sie den guten Teamgeist – ein zentraler Faktor für motiviertes Arbeiten.
  • Die Mitarbeitenden sind stolz auf Swisscom, sorgen sich aber um die Zukunft der Shops.
    Viele identifizieren sich stark mit der Marke Swisscom, wünschen sich aber eine Rückbesinnung auf die traditionellen Stärken: Servicequalität und Kundennähe. Der Trend zu «Online First» wird kritisch gesehen, da er die Kundenfrequenz im Shop senkt und so die Existenzgrundlage vieler Standorte gefährden könnte.

transfair wird sich aktiv einbringen

Die Umfrage zeigt ein gespaltenes Bild: Eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen und ein starker Teamzusammenhalt stehen wachsenden Sorgen über Zielvorgaben, Ressourcenmangel und die Zukunft der stationären Shops gegenüber. Der öffentliche Druck nach dem «20 Minuten»-Artikel hat eine wichtige Diskussion angestossen. transfair wird sich aktiv bei Swisscom einbringen und sich dafür einsetzen, dass sich die Balance zwischen wirtschaftlichen Zielen und dem Wohlbefinden der Mitarbeitenden verbessert.