TILO: transfair schaut genau hin

Öffentlicher Verkehr

TILO: transfair schaut genau hin

In der Sozialpartnerschaft mit TILO gibt es für transfair weiterhin einiges zu tun. Wir hinterfragen zum Beispiel das neue Disziplinarsystems des Unternehmens stark. Zudem fordern wir, dass die Arbeitsbedingungen des Lokpersonals auf dem Netz von Ferrovie Nord im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) geregelt werden. Und: TILO soll die Mitarbeitenden bei der Einführung der neuen Uniform einbeziehen.

Gerardina Furlani
Ein Zug von TILO der im Sommer bei schönem Wetter an einem See entlang fährt.

In Kürze

  • Zum 20-Jahr-Jubiläum hat TILO hat seinen Mitarbeitenden eine einmalige Gratifikation ausbezahlt.
  • Doch es läuft nicht alles rund bei TILO: transfair stellt das neue Disziplinarsystem infrage und hält es für kontraproduktiv.
  • Zudem fehlen im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) klare Regeln für das Personal, das auf den Strecken der Ferrovie Nord tätig ist.

Viel Wertschätzung für das Personal zum 20-Jahr-Jubiläum

Dieses Jahr wird TILO 20 Jahre alt. Zur Feier zahlte die Unternehmensleitung allen Mitarbeitenden eine einmalige Prämie aus. Der Bonus wurde anhand des Beschäftigungsgrads und der Anzahl Dienstjahre berechnet: Pro Dienstjahr gab es 100 Franken auf ein Vollzeitpensum. Einige Angestellte erhielten somit beachtliche Summen. transfair schätzt diese Geste von TILO – zumal sie vom Unternehmen selbst kam und nicht auf Anregung des Personalverbands. Ebenso wertvoll für die Mitarbeitenden finden wir die beiden Jubiläumstage, die TILO vergangenes Wochenende für die Angestellten und ihre Familie organisiert hat.

Fragwürdiges Disziplinarsystem

Doch es läuft nicht alles rund bei TILO. Das Jahr 2023 war von zahlreichen Betriebsstörungen geprägt. Daraufhin führte das Unternehmen im Juni 2024 strengere Sicherheitsmassnahmen und ein verschärftes Disziplinarsystem ein. Nach einem schwerwiegenden Fehler müssen sich Lokführerinnen und Lokführer etwa in einem Workshop erklären. Das verstösst nicht nur gegen den Datenschutz – transfair hat auch Zweifel an der Wirksamkeit solcher Massnahmen. Mehr noch: Wir betrachten sie als kontraproduktiv. Eine Gesamtbewertung wird Ende Jahr vorgenommen. Die ersten Rückmeldungen deuten jedoch nicht auf wesentliche Verbesserungen hin. Der Druck durch mögliche Sanktionen scheint weder Fehler zu verhindern noch die Arbeitsqualität zu steigern.

transfair fordert Anpassung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV)

Eine weitere Herausforderung für TILO ist aktuell die Schulung seines Lokpersonals. Damit das Unternehmen auf dem Netz von Ferrovie Nord fahren darf, brauchen die Lokführerinnen und Lokführer ein entsprechendes Zertifikat. Mit dem Zertifikat von Rete Ferroviaria Italiana (RFI) dürfen sie nicht zu Zielen wie dem Flughafen Malpensa oder Erba fahren. Im März 2025 haben interne Schulungen dazu begonnen. Aus Sicht des Personals und von transfair problematisch: Der aktuelle Gesamtarbeitsvertrag (GAV) regelt nur die Arbeitsbedingungen auf den RFI-Strecken. Die Zulagen oder Arbeitszeiten auf dem Netz von Ferrovie Nord fehlen derzeit. Der GAV müsste also zwingend aktualisiert werden. TILO findet dies derzeit jedoch nicht sinnvoll. transfair prüft, ob gegebenenfalls gemeinsam mit den anderen Sozialpartnern ein Schiedsverfahren eingeleitet werden soll.

Neue Uniformen: Wann kommt der Einbezug der Mitarbeitenden?!

Ebenfalls als heikel sieht es transfair, wie bei TILO die neue, offizielle Uniform für das Personal eingeführt wird. Diese ist bereits bestellt und soll im Herbst eintreffen. Ein internes Regelwerk in Zusammenarbeit mit der Personalvertretung, so wie es das Mitbestimmungsprinzip vorsieht, wurde aber noch nicht erstellt. Mit so einer Vereinbarung könnten Diskussionen vermieden werden, die dann gewerkschaftlich vereinbart werden müssten.