Eisiger Wind an den Lohnverhandlungen im Service Public
Die Erwartungen waren gross: Aufgrund der tiefen Jahresteuerung 2025 erhoffte sich transfair auf 2026 erstmals wieder substanzielle Reallohnerhöhungen, um die Rückstände der letzten Jahre endlich aufzuholen. Eher enttäuschend sind nun die ersten Lohnabschlüsse im Service Public. Sie sind weder wertschätzend noch vermögen sie die Lohnrückstände aufzuholen.
Olivia Stuber
An der Lohnmedienkonferenz im August war transfair noch zuversichtlich, auf 2026 endlich substanzielle Lohnresultate zu erzielen. Die Mitarbeitenden des Service Public sehen sich nun schon seit mehreren Jahren mit Reallohnverlusten und laufenden Sparpaketen konfrontiert. Viele stehen unter einem enormen Druck. Ständige Reorganisationen und Personalabbauten sind leider zum Alltag geworden. Eine spürbare Wertschätzung an die Mitarbeitenden des Service Public ist deshalb dringend nötig. Was transfair aber in den bisherigen Lohnverhandlungen 2026 erlebt, ist weder wertschätzend noch fair.
Während im öffentlichen Verkehr bisher grundsätzlich gute Lohnresultate erzielt wurden, kommen diese bedauerlicherweise nicht allen Mitarbeitenden zugute. In der öffentlichen Verwaltung bedeutet der parlamentarische Entscheid eine Katastrophe für die Bundesangestellten.
Die Lohnverhandlungen in den Branchen Post und Logistik sowie ICT sind zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen.
Insgesamt muss transfair festhalten, dass sich der Service Public seit einigen Jahren im Sparmodus befindet. Die Mitarbeitenden sind erschöpft und ausgelaugt. Sie kompensieren wegfallende Stellen, arbeiten viele Überstunden und erhalten zum Dank nicht einmal anständige Lohnmassnahmen. transfair befürchtet die Qualität der Dienstleistungen und insbesondere die Gesundheit der Mitarbeitenden des Service Public in Gefahr.
Katastrophe beim Bund
In den Lohnverhandlungen für das Bundespersonal mit Bundesrätin Karin Keller-Sutter haben sich die Personalverbände und die Finanzministerin auf Lohnerhöhungen von 0,5 Prozent geeinigt. Dieser Betrag stellt bereits eine Sparmassnahme im Rahmen des Entlastungspakets 27 dar und wurde im Voranschlag 2026 entsprechend budgetiert. Im November dann der Schock: Die Finanzkommission des Ständerats stellt den Antrag zur kompletten Streichung der Lohnmassnahmen. In der Schlussabstimmung der laufenden Wintersession wird der Voranschlag endgültig verabschiedet. Der Entscheid zu den Lohnmassnahmen ist aber bereits gefallen – diese werden auf 0,1 Prozent zusammengekürzt. Für transfair eine Katastrophe, und das aus mehreren Gründen.
Einerseits ist das Bundespersonal dieses und in den folgenden Jahren bereits stark durch Sparmassnahmen und Verschlechterungen der Anstellungsbedingungen belastet. Darunter beispielsweise eine Kürzung der Ferien, halbierte Treueprämien und eine Verschlechterung bei den Risikoprämien. Hinzu kommen die Querschnittskürzungen, die in mehreren Ämtern zu Stellenabbau und Leistungseinstellungen geführt haben.
Andererseits muss transfair feststellen, dass das Parlament offensichtlich bereit ist, die Kompetenzhoheit des Bundesrates bei den Lohnmassnahmen und weiteren Verhandlungsresultaten zwischen Bundesrat und Personalverbänden aggressiv und dreist zu übersteuern. Damit stellt das Parlament nicht nur den Entscheid des Bundesrats, sondern insbesondere auch die Sozialpartnerschaft in Frage. Diese Entwicklung ist leider nicht neu, sondern spitzt sich seit Jahren zu: Im Parlament herrscht Angriffsstimmung gegen das Bundespersonal und jede Chance auf Verschlechterungen wird eiskalt ausgenutzt. transfair ist schockiert und besorgt.
1,5 Prozent bei der SBB, aber nicht für alle
Nach intensiven und schwierigen Lohnverhandlungen mit der SBB und SBB Cargo konnten sich die Sozialpartner schlussendlich auf eine Lohnerhöhung von 1,5 Prozent einigen. Davon profitieren jedoch nicht alle gleichermassen. Die Lohnmassnahmen werden ausschliesslich individuell für das Lohnsystem verwendet, um bei den Mitarbeitenden im Lohnaufstieg die eingetretenen Rückstände etwas auszugleichen. Mehrere tausend Personen erhalten damit keine Lohnerhöhungen. transfair bedauert ausserordentlich, dass die SBB nicht bereit war, eine dringend notwendige nachhaltige Wertschätzung für alle Mitarbeitenden zu gewähren.
Auch wenn der Lohnabschluss in seiner Höhe grundsätzlich gut ist, zeigt sich transfair aufgrund von fehlenden generellen Lohnmassnahmen nicht wirklich zufrieden. Der Aufholbedarf wurde aus unserer Sicht erneut nicht ausreichend kompensiert und nicht alle Mitarbeitenden können ab 2026 von höheren Löhnen profitieren.
Post und Swisscom noch in Verhandlung
Die Lohnverhandlungen in der Branche Post/Logistik sind in vollem Gange. Die Löhne der Schweizerischen Post verhandelt transfair seit dem 11. Dezember 2025. transfair fordert eine Erhöhung der Lohnsumme um 1,6 Prozent.
Auch in der ICT-Branche laufen die Verhandlungen aktuell noch. Eine erste Verhandlungsrunde mit der Swisscom hat am 1. Dezember stattgefunden. Die Forderung der Personalverbände umfasst eine Lohnsummenerhöhung von 2 Prozent.
Für weitere Informationen
Greta Gysin, Nationalrätin und Präsidentin von transfair: 079 409 33 10