Adieu Robert

ICT

Nach 25 Jahren im Einsatz fürs Personal: Robert Métrailler geht in Pension

Während 25 Jahren hat Robert Métrailler die Arbeitsbedingungen unzähliger Menschen im Service Public und die Geschichte von transfair massgeblich mitgestaltet und verbessert. Anfang Juni 2023 ist er in Pension gegangen, wobei er auf zahlreiche erreichte Meilensteine zurückblicken darf. Im Interview liess er die vergangene Zeit Revue passieren und wagte einen Blick in die Zukunft.

Lea Lüthy
Portrait von Robert Métrailler

1998 hast du als Regionalsekretär begonnen bei der Gewerkschaft ChPTT – der Vorgängerorganisation des heutigen Personalverbands transfair – und ab 2009 warst du als Leiter der Branche Communication (heute ICT) tätig. Wie hat sich deine Arbeit im Laufe der Zeit verändert?

Als ich vor 25 Jahren begann, war die Ausgangslage eine komplett andere. Der Personalverband war völlig anders aufgestellt: transfair existierte noch gar nicht, sondern wurde erst 1999 aus der Fusion von drei Gewerkschaften gegründet. Es gab noch nicht mal Regionalsekretariate, als ich zunächst als Zentralsekretär für den Bereich Post/Logistik begann. Nach deren Gründung wechselte ich nach Lausanne und betreute die Sozialpartnerschaften mit PostMail, PostFinance, Swisspost International und Express Post. Und 2009 übernahm ich die Funktion des Branchenleiters Communication – jetzt ICT. Als Mitglied des Vorstands von Travail.Suisse und der Geschäftsleitung von transfair war ich auch Vorsitzender der Arbeitsgruppe Telecom bei der Europäischen Gewerkschaftsorganisation (Eurofedop).

1998 haben andere Themenfelder beschäftigt. Die ehemaligen Bundesbetriebe waren soeben erst aufgesplittet und teilprivatisiert worden. Damals gingen die Mitarbeitenden noch davon aus, ein Leben lang beim gleichen Arbeitgeber zu bleiben. Bei diesen langfristigen Perspektiven war die Bereitschaft, mitzuwirken und sich zu organisieren, natürlich entsprechend grösser. Die Digitalisierung steckte noch in ihren Kinderschuhen und schuf im Laufe der Zeit sowohl neue Möglichkeiten wie Herausforderungen. Vereinbarkeit, Teilzeitarbeit und Nichterreichbarkeit waren zu Beginn noch keine grossen Bedürfnisse.

Und obwohl alles komplexer wurde: Meine Priorität blieb stets, mit den Mitgliedern in Kontakt zu bleiben und zu verinnerlichen, dass jeder Mensch wichtig ist und Respekt verdient.

Und bei der sozialpartnerschaftlichen Zusammenarbeit, gab es auch dort Veränderungen?

Eine gute sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit ist keine Selbstverständlichkeit. Sie muss erarbeitet, gepflegt und hinterfragt werden. Ich bin stolz auf die guten Beziehungen, die ich zu den verschiedenen Verantwortlichen der Partnerunternehmen aufbauen konnte. Herausfordernd war stellenweise die Zusammenarbeit mit den anderen Personalvertretungen. Die Situation hat sich allerdings verbessert – eine grosse Erleichterung!

„„Eine gute sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit ist keine Selbstverständlichkeit. Sie muss erarbeitet, gepflegt und hinterfragt werden.

Robert Métrailler

Was hat dir bei deiner Arbeit am meisten Freude bereitet?

Die menschlichen Kontakte waren enorm bereichernd und haben der Arbeit Sinn verliehen. Sehr geschätzt habe ich die Vielfalt der Aufgaben, die Handlungsfreiheit und die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. Und die Zusammenarbeit mit dem transfair Team hat Spass gemacht! In meiner beruflichen Laufbahn haben mich drei Personen enorm inspiriert: Michel Pillonel, ehemaliger Branchenleiter, Hugo Fasel, ehemaliger Präsident von Travail.Suisse, und Carsten Schloter, ehemaliger CEO von Swisscom.

Gibt es Erinnerungen, die besonders wertvoll für dich sind?

Zu Beginn meines Engagements für ChPTT nahm ich an Weiterbildungen in La Roche teil, die mir halfen, die Gewerkschaftsarbeit fürs neue Jahrtausend fit zu machen: fortschrittlich und undogmatisch.

Und auf welche Errungenschaften bist du am meisten stolz? Was waren deine Meilensteine?

Da gibt es einiges: Als Regionalsekretär organisierte ich Kampagnen, bei denen wir mehrere Hundert neue Mitglieder gewinnen konnten. Beim Kampf gegen die Schliessung von Poststellen im Jahr 2000 haben wir unglaubliche Aktionen durchgeführt, die in der Schweizer Presse ein sehr gutes Echo gefunden haben. Und schliesslich bleiben die GAV-Verhandlungen Höhepunkte meiner Laufbahn, da sie jedes Mal die Arbeitsbedingungen des Personals verbesserten.

Magst du eine Prognose wagen: In welche Richtung bewegt sich die Branche und was sind die Konsequenzen für die Mitarbeitenden?

Der technologische Wandel wird einen immer grösseren Einfluss auf die Arbeitsorganisation und die erforderlichen Fähigkeiten haben. Wenn die Sparmassnahmen weiter anhalten, wird es zu weiteren Standortverlagerungen kommen – ein klarer Verlust für die Schweizer Wirtschaft und ihre Arbeitskräfte. Und der Mangel an ICT-Fachkräften ist und bleibt frappant, hier sind Massnahmen gefragt.

Apropos Blick in die Zukunft, welche Pläne hast du für die wohlverdiente freie Zeit?

Zunächst steht eine Reise nach Kuba mit meiner Familie auf dem Programm. Dann werde ich mein Chalet in St-Luc geniessen. Als aktiver Musiker kandidiere ich für das Amt des Präsidenten des Schweizerischen Tambouren- und Pfeiferverbands. Was den Rest betrifft, lasse ich mich überraschen!

Vielen Dank, lieber Robert, für deinen unermüdlichen Einsatz für transfair und seine Mitglieder!