Schwere Zeiten für das Bundespersonal

Öffentliche Verwaltung

Schwere Zeiten für das Bun­des­per­so­nal

Der Druck auf das Bundespersonal nimmt zu: Mit weniger Ferientagen, gekürzten Prämien und einem geplanten Lohnsystem, das erfahrene Mitarbeitende benachteiligt, verschärft der Bundesrat die Arbeitsbedingungen massiv. Während eine bürgerlich geprägte Sparpolitik dominiert, wehrt sich transfair gemeinsam mit anderen Personalverbänden gegen den systematischen Abbau in der Bundesverwaltung.

Matthias Humbel
Zwei Personen, die für das BAZG arbeiten der Mann im blauen Hemd zeigt der Frau im schwarzen T-Shirt etwas auf dem Computer

In Kürze

Die Arbeitsbedingungen beim Bund verschlechtern sich zusehends. Der Bundesrat kürzt Ferien, halbiert Treueprämien und plant massive Einsparungen auf dem Rücken der Mitarbeitenden. transfair stellt sich entschieden gegen diese Entwicklung – für faire Bedingungen und einen starken Service Public.

Sparen auf dem Rücken der Angestellten

Weniger Ferientage für Mitarbeitende über 60 und halbierte Treueprämien ab 20 Dienstjahren – der jüngste Entscheid des Bundesrates reiht sich nahtlos ein in eine Serie von Verschlechterungen für das Bundespersonal. Es ist kaum zu erwarten, dass dies der letzte Schritt war.

transfair stellt sich gemeinsam mit den weiteren Personalverbänden gegen diese Entwicklungen. Doch trotz einzelner Erfolge bleibt es ein ungleicher Kampf gegen eine von bürgerlichen Mehrheiten getragene Sparpolitik, die das Personal immer wieder trifft.

EP27: Sparpolitik mit der groben Klinge

Das Entlastungspaket 27 (EP27) bringt weitere einschneidende Belastungen mit sich. Neben der grundsätzlichen Infragestellung von Aufgaben und Arbeitsplätzen wurde im vergangenen Herbst auch beschlossen, dass das Personal einen finanziellen Beitrag zur Entlastung leisten soll.

Bis 2028 sollen 200 Millionen Franken eingespart werden – die Hälfte davon direkt über die Anstellungsbedingungen. Eine beispiellose Belastung, die auf dem Rücken der Mitarbeitenden ausgetragen wird.

Verhandlungsarbeit bringt Zeitgewinn

Durch das beharrliche Verhandeln der Personalverbände konnten zumindest Teilerfolge erzielt werden. transfair erreichte, dass 70 Millionen der Einsparungen über moderate Lohnanpassungen und eine befristete Kürzung der Leistungsprämien erfolgen. Gleichzeitig wurde dafür gesorgt, dass die Löhne 2025 und 2026 an die Teuerung angepasst werden können.

So konnte wertvolle Zeit gewonnen werden – die umfassenden Eingriffe in die Anstellungsbedingungen wurden auf 2026 verschoben.

Kein Konsens mit dem EPA

In den weiteren Gesprächen mit dem Eidgenössischen Personalamt (EPA) zeigte sich leider: Die Kompromissbereitschaft ist einseitig. Obwohl transfair mehrere Varianten vorlegte, mit denen die Sparziele sozialverträglicher erreicht werden könnten, blieb eine Einigung aus.

Der Bundesrat fällte seinen Entscheid, ohne die Argumente der Verbände zu berücksichtigen. Immerhin wurde nun eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die nochmals bis September an Lösungen im Bereich der beruflichen Vorsorge arbeiten soll. Die bisherigen Vorschläge des EPA bleiben für transfair jedoch inakzeptabel.

Neues Lohnsystem mit Schwächen

Zusätzliche Belastungen drohen auch durch das geplante neue Lohnsystem. Es sieht vor, dass der erreichbare Endlohn künftig deutlich – rund zehn Prozent – unter dem heutigen Maximallohn liegt. Ausgenommen davon ist das höhere Kader, das von den Kürzungen verschont bleibt.

Auch die Lohnentwicklung insgesamt wird gebremst, was das System besonders für Mitarbeitende in der Mitte ihrer Karriere unattraktiv macht. Das EPA rechnet selbst mit Einsparungen von bis zu 60 Millionen Franken – auf Kosten derjenigen, die tagtäglich Verantwortung tragen.

Mitarbeitende in der Mitte der Karriere als Verlierer

Für Mitarbeitende, die bereits am oberen Ende ihrer Lohnklasse stehen, bleiben die Auswirkungen überschaubar. Wer am Anfang steht, könnte teilweise sogar von leicht höheren Einstiegsgehältern profitieren. Besonders hart trifft es jedoch jene in der Mitte: erfahrene Mitarbeitende, die sich noch in der Entwicklung befinden, aber noch nicht das Maximum erreicht haben. Sie geraten besonders unter Druck.

Keine echte Mitwirkung

Besonders enttäuschend ist der Umgang mit den Personalverbänden. Obwohl viele der Schwächen des neuen Lohnsystems offensichtlich sind, verweigerte das EPA eine ernsthafte Einbindung der Betroffenen. Auch aus der Bundesverwaltung selbst sind kaum unterstützende Stimmen zu hören – dennoch wurden kritische Rückmeldungen ignoriert. Offenbar finden bürgerliche Positionen beim EPA mehr Gehör als die Anliegen der eigenen Mitarbeitenden.

Querschnittskürzungen vergrössern Problem

Damit nicht genug. In der Budgetdebatte im Dezember 2024 kürzte das Parlament kurzfristig die Personalkredite um ein halbes Prozent – umzusetzen ab Anfang 2025. Dieser Sparauftrag brach einige Ämter an den Anschlag. So mussten beispielsweise beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) und beim Bundesamt für Statistik (BFS) harte Massnahmen getroffen und Stellen gestrichen werden. Auch Agroscope kam durch die Kürzung von Forschungskrediten arg in Bedrängnis. Mit solchen kurzfristigen Feuerwehrübungen gefährdet die bürgerliche Mehrheit im Parlament Arbeitsplätze, aber auch wichtige Leistungen des Service Public.

Fachkräftemangel: Kein Plan, nur Abbau

Das politische Ziel scheint klar: Die Attraktivität der Bundesverwaltung als Arbeitgeberin soll bewusst gesenkt werden. Anstatt gezielt in Massnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder zur Stärkung der Fachkräftebindung zu investieren, wird der öffentliche Dienst geschwächt. Die Sparlogik verdrängt langfristiges Denken.

transfair stellt sich diesem Trend entschieden entgegen. Für faire Anstellungsbedingungen, für einen starken Service Public – und für eine Bundesverwaltung, die auch in Zukunft engagierte, qualifizierte Fachkräfte gewinnt und behält.