Die Post der Zukunft

Post/Logistik

Die Post der Zukunft

Wie sieht die Post der Zukunft aus? Diese Frage ist für die Branche Post/Logistik und für die Schweizer Bevölkerung zentral. An unserem Branchenkongress in Stans im September stellten sich fünf Persönlichkeiten der Diskussion.

Diego Frieden
Eine Frau schaut auf einem grauen Sofa die Post-App an

Im September fand in Stans (NW) unser Branchenkongress 2025 statt. Martin Wegmüller, Leiter Digital Public Solutions bei der Post, hielt das Eingangsreferat. Dabei betonte er: Die Post bietet seit rund 150 Jahren einen wichtigen und wertvollen öffentlichen Dienst – musste aber immer mit der Zeit gehen. Heute ist das nicht anders. Denn das Briefvolumen stagniert weiter, digitale Services werden immer stärker genutzt.

Die Nachfrage bestimmt die Richtung

An der anschliessenden Podiumsdiskussion fragte sich Wegmüller zusammen mit vier anderen Gästen: Wie wird die Post von morgen aussehen? Welche Auswirkungen bringen die Veränderungen für die Mitarbeitenden und die Gesellschaft? Was sind die Erwartungen an Unternehmen und öffentliche Institutionen? «Wir orientieren uns an den Bedürfnissen unserer Kundschaft – ob analog, digital oder auf mehreren Kanälen», erklärte Ophélie Döbler, seit Kurzem Mitglied der Geschäftsleitung von PostNetz. Die Post-Tochter ist stark mit der Digitalisierung und den sinkenden Schalteraktivitäten konfrontiert. Döblers Aussage verdeutlicht: Die digitale Entwicklung der Post folgt primär einer Nachfrage- und nicht einer Angebotslogik.

 

Die Mitarbeitenden fit für die Zukunft machen

«Unsere Anforderung ist, dass die Post im Alltag wirklich präsent ist. Man muss die Post spüren können», sagte die Nidwaldner Regierungsrätin Karin Kayser-Frutschi am Podium. Neben den Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, machte Kayser-Frutschi aber auch Chancen aus – etwa bei Jagd- und Fischereipatenten, die neu nur noch über eine App erhältlich sind. Damit sinkt der Aufwand für die Kantonsverwaltung. Die Begleitung der betroffenen Angestellten sei aber immer zentral. Dem stimmte transfair-Präsidentin Greta Gysin zu: «Arbeitgeber, ob öffentlich oder privat, tragen die Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitenden. Es ist ihre Aufgabe, das Personal auf die digitale Zukunft vorzubereiten.»

Die Schweiz geht ihren eigenen Weg

Die Schweiz ist nicht allein auf dem Weg in die digitale Zukunft. Jakob Nielsen, der für die nordische Post und bei Planzer Paket tätig war, berichtete in Stans, wie die Entwicklung in Skandinavien lief: «In der Schweiz stehen wir heute am selben Punkt wie Dänemark vor 15 Jahren. Dort wird am 31. Dezember 2025 die letzte Briefzustellung durch die staatliche Post erfolgen.»

In der Schweiz ist ein rein digitales Angebot nicht das Ziel; der Fokus liegt weiterhin auf hybriden Leistungen, also auf einer Kombination von analogen und digitalen Services. Doch auch hierfür muss das Personal gut entwickelt und geschult werden.

 

Die Kostenfrage: Was muss die Allgemeinheit tragen?

Auch das Publikum nahm an der Podiumsdiskussion teil. Es warf ein, dass der technologische Fortschritt, so unvermeidlich er auch sei, nicht der einzige Orientierungspunkt für die postalischen Leistungen sein könne. Es gebe weiterhin Kundinnen und Kunden, die nicht digital unterwegs seien oder einen eingeschränkten Zugang hätten – das müsse akzeptiert werden, denn diese Gruppe werde nicht von selbst verschwinden.

«Der Service Public ergibt sich aus dem politisch festgelegten Rahmen, und es gibt durchaus Raum für Verbesserungen»», räumte Greta Gysin ein. Auch die Kostenfrage sei zentral: Was muss die Allgemeinheit tragen, welcher Anteil entfällt auf die Nutzerinnen und Nutzer der digitalisierten Services? Diese Fragen bleiben auch nach der lebhaften Diskussion in Stans offen.