ZWALP – Wie läuft die Lokpersonalausbildung künftig ab?

Öffentlicher Verkehr

ZWALP – Wie läuft die Lok­per­so­nal­aus­bil­dung künftig ab?

Wir freuen uns, euch über wichtige Meilensteine im Projekt Zweitausbildung Lokpersonal Produktion Personenverkehr (ZWALP) zu informieren. Nachdem in der ersten Phase des Projektes die neuen Einsatzrayons definiert wurden (siehe dazu den Artikel auf Bahnproduktion aktuell vom 21. September 2021), wird in der zweiten Phase der Aufbau der Ausbildung konzipiert. Wie bisher orientiert sich die Ausbildung am Kompetenzprofil der Lokführerinnen und Lokführer. Innovative Lehr- und Lernformen werden integriert und die neue Simulationsumgebung wird einen hohen Stellenwert erhalten in der Ausbildung der LfA (Lokführerinnen und Lokführer in Ausbildung). Der Lehrgang wird modular gestaltet. So kann die SBB auch in Zukunft flexibel auf sich verändernde Bedürfnisse reagieren.

Bruno Zeller
Lokführer im Cockpit

Das neue Konzept sieht vor, dass die Handlungskompetenzen schrittweise aufgebaut werden. Pro Modul erarbeiten die LfA zuerst selbstständig und in Präsenzschulungen die theoretischen Kenntnisse, danach folgen Übungen im Simulator und schliesslich findet der Praxistransfer beim begleiteten Fahren statt.

Mehr Trainings im Simulator

Vor allem das Training in den Simulatoren wird gegenüber heute massiv ausgebaut. In unterschiedlichsten Simulatorenübungen wenden die LfA die Theorie an und bauen somit Handlungskompetenzen auf, bevor sie im Führerstand eingesetzt werden. Aktuell läuft ein Projekt zur Beschaffung neuer Universal- und Realsimulatoren, die rechtzeitig für die neue Ausbildung bereit sein werden.

Weiter werden Human Factors durchgehend in die Ausbildung integriert. Human Factors bezeichnen alle menschlichen Fähigkeiten, Eigenschaften und Begrenzungen in ihrem Zusammenspiel mit der Umwelt, dem Arbeitsplatz und den technischen Systemen und wie sie das Verhalten jeder und jedes Einzelnen bei der Arbeit beeinflussen. Auch bei diesem Thema werden die Simulatoren eine zentrale Rolle spielen, damit Human Factors wie Stress, Ablenkung, Monotonie oder Aufrechterhaltung der Achtsamkeit trainiert werden können.
Während der Zweitausbildung sind gegenüber heute auch mehr Konsolidierungsblöcke vorgesehen, damit die LfA allfällige Lücken aufarbeiten, Themen repetieren und Handlungen trainieren können.

Variantenentscheid

Das Projekt ZWALP erarbeitete zwei Ausbildungsvarianten, mit und ohne integrierte Selbständigkeitsphase. Der Lenkungsausschuss (LA) des Projekts entschied sich für jene Variante ohne Selbstständigkeitsphase. Dies erlaubt es, die Lokführerinnen und Lokführer nach erfolgreicher BAV-Prüfung ohne Einschränkung in den neuen Einsatzrayons einzusetzen. Der LA erteilte dem Projektteam zudem den Auftrag, die Ausbildung so zu gestalten, dass eine Selbstständigkeitsphase bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt integriert werden kann.

Aktuell erarbeitet das Projektteam das Grobkonzept der Ausbildung, danach werden die verschiedenen Ausbildungsmodule im Detail ausgearbeitet und die Lernmedien entwickelt. Der Start der ersten Klasse nach neuem Konzept ist nach heutigem Stand in der 2. Hälfte 2023 vorgesehen.

Claudio Pellettieri, Leiter Zugführung und Rangier
Fabian Rippstein Bornhövd, Regionenleiter Ost, Vertreter der Leitung ZFR bei ZWALP
Nicole Ingold-Weidle, Bildung SBB, Bildungsprojektleiterin ZWALP
Simon Strimer, Bildung SBB, Bildungsprojektleiter ZWALP

 

Als Vertreterinnen und Vertreter der Sozialpartner und der PeKo ZFR begrüssen wir die mit der Phase 2 erreichten Schritte des Projekts ZWALP. Der vermehrte Einsatz von Universal- und Realsimulatoren in der Ausbildung stellt gegenüber heute eine zentrale Erneuerung in der Ausbildung dar. Mit dem Ausbau dieses Ausbildungsmittels und dem hohen Stellenwert der Simulatoren, können wichtige Grundlagen des Berufs nachhaltiger und realitätsnah vermittelt werden. Die umfassende und anspruchsvolle Ausbildung stärkt die Attraktivität und den Stellenwert des Berufs und stellt auch ein wichtiges Signal dar gegenüber der Branche.

Mit der vollumfänglichen Ausbildung bis zur Absolvierung der BAV-Fähigkeitsprüfung wird die Grundlage gelegt, damit das Lokpersonal flexibel eingesetzt und so auch für die Planungsbereiche über alle Zeithorizonte eine nachhaltige Entlastung geschaffen werden kann. Dies ist auch von den Resultaten des Projekts AVANTI abhängig. Wir hoffen aber, dass der Nutzen einer Erhöhung und der Erhalt der betrieblichen Flexibilität im Sinne des Gesamtsystems erkannt wird.

Marjan Klatt, SEV-LPV
Erich Schlegel, transfair
Thomas Rutschmann, VSLF
Felix Traber, VSLF
Maja Fischer, PeKo ZFR