Wie KI die Arbeitswelt verändert

Wie KI die Arbeitswelt verändert

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde – Trend oder fixer Bestandteil der Zukunft? Alles deutet auf Letzteres hin. Die Integration von KI in den Arbeitsmarkt hat eine Reihe von Auswirkungen, die sowohl Chancen als auch Risiken mit sich bringen – auch für den Service Public.

Olivia Stuber

Was ist KI?

Der Begriff der künstlichen Intelligenz (KI) wurde erstmals 1955 vom US-amerikanischen Informatiker John McCarthy im Rahmen eines Förderantrags für ein Forschungsprojekt verwendet. Heute gibt es unzählige und sehr unterschiedliche Definitionen von KI, was die Diskussion rund um das Thema nicht einfacher gestaltet. Das Europäische Parlament definiert KI beispielsweise als «die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren». Im Kern ist KI ein Konzept der Informatik, das es Computern ermöglicht, auf der Grundlage von Datensätzen Aufgaben intelligent zu lösen und zu lernen.

KI in der (Arbeits-)Welt

Ein Roboter, der uns in der Bäckerei begrüsst oder uns die Haare schneidet? So weit sind wir – zumindest in der Schweiz – noch nicht. Spätestens mit der breiten Nutzung von ChatGPT ist aber klar, dass KI zunehmend Einzug in unser Leben und insbesondere auch unser Arbeitsleben findet. Gemäss Forscherinnen und Forschern gehört KI heute zu den wichtigsten Treibern des Wandels von Arbeit. Heute finden sich bereits zahlreiche wahrnehmbare Veränderungen im (Arbeits-)Alltag, sei es in Form von Spracherkennung – wie etwa Siri oder Alexa –, Schreibassistenten – wie DeepL – oder eben dem Open-AI-Tool ChatGPT. Diese Art von KI dient derzeit der Unterstützung des Menschen.

Tiefgreifendere Eingriffe sind aber bereits im Industrie- und Logistiksektor zu beobachten, wie etwa in den Logistikzentren von Amazon. Hier dient KI nur noch bedingt zur Unterstützung, sondern vielmehr zum Verzicht auf die menschliche Arbeitskraft. Wann also ist KI in der Arbeitswelt eine Chance und wann ein Risiko?

Chancen der KI

Auf der einen Seite der Medaille stehen die Vorteile, die sich durch die Integration von KI in den Arbeitsmarkt ergeben. Allen voran die Möglichkeiten zur Automatisierung und Effizienzsteigerung. KI ermöglicht es, die Arbeitnehmenden von repetitiven und zeitintensiven Aufgaben zu befreien und damit die Effizienz und Produktivität von Unternehmen zu steigern. Gleichzeitig werden neue Ressourcen für spannende und innovative Tätigkeiten frei. Darüber hinaus kann der Einsatz von KI die Entscheidungsfindung verbessern, indem auf riesige Datenmengen sowie Erkennungsmuster zurückgegriffen wird, die für Menschen in dieser Grössenordnung in der Regel nicht zugänglich sind. Durch die Übernahme gefährlicher und gesundheitsschädigender Arbeiten kann KI auch die Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmenden verbessern, so beispielsweise im Schienengüterverkehr durch Entlastung bei Rangierarbeiten. KI wird auch neue Arbeitsplätze schaffen. Schliesslich müssen KI-Systeme entwickelt, implementiert und überwacht werden. Und auch der ethische und rechtliche Umgang mit KI muss durch Fachkräfte sichergestellt werden. Stichwort Fachkräfte: KI kann auch eine Lösung sein, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Risiken der KI

Die Kehrseite der Medaille und Angstfaktor Nummer eins bei KI ist der Verlust von Arbeitsplätzen. Mit fortschreitender Optimierung der Technologie wächst die Gefahr der Automatisierung zahlreicher bestehender Arbeitsprozesse. Im ersten Schritt wird dies insbesondere repetitive und einfache Arbeiten betreffen, später jedoch auch komplexere. KI wird voraussichtlich zur Verdrängung ganzer Berufsfelder und Sektoren führen. Es wird deshalb zentral sein, dass Arbeitnehmende frühzeitig umgeschult und weitergebildet werden, was aber wiederum Kosten verursachen wird. Weiter besteht das Risiko einer zunehmenden Abhängigkeit von der KI-Technologie.

Wird KI zu stark in Entscheidungsfindungen integriert oder zu wenig eingegrenzt, kann dies fatale Folgen haben. Dies insbesondere, weil die Datengrundlagen und verwendeten Fakten fehlerhaft, manipulierbar und diskriminierend sein können. Risiken, die daraus entstehen können, sind beispielsweise Sicherheitslücken in KI-Anwendungen, ungeklärte Verantwortlichkeiten und Haftungsfragen bei KI-Entscheiden sowie zahlreiche Datenverletzungen. Hauptaufgabe der Politik muss es deshalb sein, KI menschenzentriert zu regulieren – und hier hinkt die Schweiz aktuell massiv hinterher.

KI im Service Public

KI ist auch im Service Public angekommen, deren Implementation ist bisher aber noch nicht weit fortgeschritten.

Im öffentlichen Verkehr wird die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden zur Sicherung ihrer Zukunftsfähigkeit angegangen. Im Rahmen des Projekts «fit4future» der SBB werden den Mitarbeitenden 2024 Grundlagenschulungen zu KI angeboten, ein Pilotprojekt zur Analyse der Veränderung von Berufen durch KI gestartet und Zukunftsperspektiven für SBB-Mitarbeitende in von KI betroffenen Berufsfeldern erarbeitet. Ausserdem hat die SBB gemeinsam mit ihren Sozialpartnern einen Ethik-Codex für den Einsatz von HR-Analytics unterzeichnet. Darin sind insbesondere Grundsätze in Bezug auf Datenschutz und den Vorrang menschlichen Handelns festgehalten.

Leitlinien zum Umgang mit der KI kennt auch der Bund. Auch dort wird betont, dass der Mensch im Mittelpunkt stehen muss und seine Grundrechte zu schützen sind. Die Bundesverwaltung hat 2021 ein Kompetenznetzwerk für KI (CNAI) gegründet. Dieses soll den Einsatz von und das Vertrauen in KI und andere neue Technologien innerhalb der Bundesverwaltung und darüber hinaus fördern.

Die Post setzt KI-Technologien im Bereich der Paketverarbeitung ein. Diese ermöglichen, Probleme in Paketzentren schneller zu erkennen und zu beheben, um Verzögerungen, Ausfälle und Mehraufwände möglichst tief zu halten. Weiter nutzt PostAuto eine sogenannte APD (Automatische Personaldisposition). Damit wird die Personalplanung bei PostAuto nach diversen Kriterien automatisch erstellt. Ziel ist es, einen Dienstplan zu erstellen, der möglichst viele bis alle Wünsche der Mitarbeitenden berücksichtigt.

Wohl am offensichtlichsten ist der Einsatz der KI in der ICT-Branche. Doch auch Swisscom ist bei der Implementation von KI zögerlich. Lange wird dies aber nicht mehr so bleiben. Wie im Januar 2024 kommuniziert, plant Swisscom in den nächsten Jahren Investitionen in KI-Lösungen von bis zu 100 Millionen Franken. Gemeinsam mit NVIDIA, einer der weltweit grössten Entwicklerinnen von Grafikprozessoren und Chipsätzen, will Swisscom an der Entwicklung von KI-Lösungen arbeiten.

Die Forderungen von transfair in Bezug auf KI

Arbeitsplatzsicherheit garantieren
Bei der Einführung von KI-Technologien müssen Massnahmen ergriffen werden, um Arbeitsplatzverluste zu vermeiden. Dies umfasst die frühzeitige Umschulung und Weiterbildung der Arbeitnehmenden, um sie auf neue Arbeitsanforderungen entsprechend vorzubereiten und sicherzustellen, dass sie weiterhin relevante und spannende Aufgaben ausüben können.

Fairness und Transparenz – der Mensch im Zentrum
Die Unternehmen müssen transparent darüber informieren, wie sie KI-Systeme einsetzen. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass diese Systeme frei von Vorurteilen und Diskriminierung sind und dass die Verantwortung für Entscheidungen zwingend weiterhin beim Menschen liegt.

Mitwirkung stärken
Als Personalverband muss transfair in den Prozess der Implementierung von KI-Technologien bei seinen Sozialpartnern einbezogen werden. Es ist zentral, dass die Arbeitnehmenden eine Stimme bei der Gestaltung ihrer Arbeitsbedingungen und der Nutzung von KI haben.

Datenschutz und Privatsphäre
Die Unternehmen müssen sicherstellen, dass personenbezogene Daten gemäss Datenschutzgesetz geschützt werden. Arbeitnehmende haben das Recht auf Transparenz darüber, welche Daten gesammelt und verwendet werden und welche Kontrollmöglichkeiten sie über ihre eigenen Daten haben. Es braucht klare Richtlinien und Kontrollen, um den Datenschutz und die Privatsphäre der Mitarbeitenden zu garantieren.