Monotone Arbeit, unsichere Arbeitsplätze: transfair hält dagegen

Öffentlicher Verkehr

Monotone Arbeit, unsichere Ar­beits­plät­ze: transfair hält dagegen

Auf den Fahrplanwechsel im Dezember führt die SBB eine neue Logik für die Einsatzplanung des Lokpersonals ein: das «Einsatzkonzept 2.0 ZFR». Gleichzeitig treibt sie die Weiterentwicklung der Rolle «Chef/Chefin Kundenbegleitung (CKB)» voran. Mitarbeitende in dieser Funktion sollen künftig auch Fachführungsaufgaben übernehmen, etwa in der Frequenzerhebung. transfair hat bei beidem einige Bedenken.

Bruno Zeller
Eine Zugbegleiterin auf einem Bahnsteig mit einer Kundin

In Kürze

  • Die SBB will beim Lokpersonal das «Einsatzkonzept 2.0 ZFR» einführen. Dieses hat potenziell Einfluss auf Gesundheit und Standort der Mitarbeitenden. transfair verlangt von der SBB eine Standortbestimmung zum Projekt und fordert wenn nötig ein Konsultationsverfahren.
  • Gleichzeitig will die SBB die Rolle «Chef/Chefin Kundenbegleitung (CKB)» weiterentwickeln. Hier hat sich transfair bereits in einem Konsultationsverfahren geäussert – und konnte die SBB zu mehreren Zugeständnissen bringen, um die aktuellen CKB zu schützen.

Mehr Effizienz, mehr Monotonie: das «Einsatzkonzept 2.0 ZFR»

Anfang Juni 2025 stellte die SBB uns Personalverbänden das neue Einsatzkonzept für das Lokpersonal grob vor: Durch die Verschiebung von Leistungen zwischen den Depotstandorten und das Aufteilen längerer Dienste soll die Jahresplanung für die SBB produktiver und effizienter werden. transfair wies bereits damals darauf hin, dass die Dienste dafür für das Lokpersonal monotoner und unattraktiver werden. Die Arbeitsplankommissionen des Bereichs Zugführung der SBB haben offenbar ähnliche Befürchtungen: Wenn Mitarbeitende weniger Abwechslung hätten (in Sachen Fahrzeuge und Strecken), könne das negative Auswirkungen auf die Sicherheit und die Attraktivität des Berufs haben, meldeten sie den Personalverbänden kürzlich zurück.

transfair erinnert bei dieser Gelegenheit an seine Aufmerksamkeitsstudie (siehe Artikel in Zürich Today von 2023). Sie zeigt die Reizüberflutung, der das Lokpersonal heute ausgesetzt ist, und legt nahe: Die Arbeit auf verschiedenen Strecken und in verschiedenen Fahrzeugen im Fern- und Regionalverkehr führt zu gesünderen, motivierteren Mitarbeitenden.

Die neue Einsatzplanung gefährdet aber nicht nur die Gesundheit der Mitarbeitenden: Sie hat auch Auswirkungen auf die Anzahl Lokführerinnen und Lokführer in den verschiedenen Depots. Dort braucht es durch das neue Einsatzkonzept entweder mehr oder weniger Mitarbeitende. Es ist mit der Verschiebung von rund 100 Lokführenden zu rechnen – wobei die SBB davon ausgeht, dass das Personal das Depot freiwillig wechselt. transfair sieht das kritisch und verlangt von der SBB so rasch wie möglich eine Standortbestimmung zum Projekt und falls nötig ein Konsultationsverfahren.

Weiterentwicklung CKB: Zugeständnisse der SBB

Noch ein weiteres Projekt von SBB Personenverkehr gibt transfair zu denken: Am 12. September 2025 informierte die SBB alle Chefinnen und Chefs Kundenbegleitung (CKB) über die weiteren Schritte in der Weiterentwicklung ihrer Aufgabe. Bereits im Juli hatte sich transfair zusammen mit den anderen Verbänden in einem ordentlich von der SBB aufgesetzten Konsultationsverfahren zum Projekt geäussert und Forderungen gestellt. Bei diesem Leitfadenverfahren handelte es sich übrigens nicht um eine Verhandlung mit verbindlichen Ergebnissen, wie es von der SBB fälschlicherweise dargestellt wurde. Die Personalverbände konnten lediglich Forderungen stellen.

Der Hintergrund: Die CKB sollen künftig nach Fachbereichen (Einnahmensicherung, Frequenzerhebung oder Fahrdienst) auf die Depots verteilt werden. Das führt dazu, dass es nach Bedarfsrechnung der SBB in den nächsten Jahren rund 180 von aktuell 640 CKB weniger braucht. Diese Entwicklung soll jedoch hauptsächlich durch Pensionierungen umgesetzt werden. Zudem hat die SBB im Konsultationsverfahren eine Reihe von Zugeständnissen gemacht, um die heutigen CKB zu schützen. transfair kann seine CKB damit ermuntern, sich für die Weiterentwicklung zur Verfügung zu stellen.

Diese Schutzbestimmungen hat die SBB für die heutigen CKB festgelegt:

  • Im Schreiben vom September erwähnte die SBB auch arbeitsrechtliche Eckpunkte. Diese sind grundsätzlich korrekt. Als einzigen Unterschied hatten die Verbände gefordert, dass die CKB, die am 1. Januar 2026 55 Jahre und älter sind, freiwillig auf die Weiterentwicklung verzichten können, sprich, ihre bisherige Position, Aufgaben und Gehaltsstufe (Anforderungsniveau G) behalten können. Die SBB gewährt dies nun ab 58 Jahren.
  • Für CKB unter 58, die auf die Weiterentwicklung verzichten wollen oder dafür nicht in Frage kommen, wird die SBB ein zumutbares Stellenangebot als Kundenbegleiterin oder Kundenbegleiter (Anforderungsniveau F) machen. Wir gehen dabei davon aus, dass dieses Angebot im bisherigen Depot sein wird. Im Konsultationsverfahren hat transfair gefordert, dass betroffene CKB noch von der nächsten Lohnrunde am 1. Mai 2026 profitieren, bevor die Lohngarantie aufgrund der Rückstufung ins Anforderungsniveau F beginnt. Dies wird den betroffenen CKB gewährt.

Fachmodule zu IPV und Ausbildung gefordert – SBB prüft

Weiter fordern die Verbände neue Fachmodule zu den Fachbereichen IPV (internationaler Personenverkehr) und Ausbildung für künftige CKB-Stellen. Diese werden von der SBB voraussichtlich ab 2027 geprüft. Es geht nun darum, die Weiterentwicklung der CKB genau zu beobachten und bei Bedarf für unsere Mitglieder die genannten Schutzbestimmungen einzufordern.