Im Einsatz für die Pensionskasse Post

Post & Logistik

Im Einsatz für die Pensionskasse Post

Luise Bornand vertritt transfair im Stiftungsrat der Pensionskasse Post und fällt so wichtige Entscheide für die Zukunft aller Versicherten. transfair hat sich mit ihr über die grössten Herausforderungen der beruflichen Vorsorge unterhalten.

Aline Leitner

Luise, du bist verantwortlich für die Organisationsentwicklung der IT bei der Post und seit 1. Januar 2022 Mitglied des Stiftungsrats der Pensionskasse der Schweizerischen Post (SR PK Post). Wie hast du die erste Zeit in deiner Funktion erlebt? Wie gelang die Einarbeitung in die verschiedenen Dossiers?

Die Freude über die Wahl war riesig; die ersten Momente danach eine grosse Herausforderung. Es galt nicht nur Beruf und neues Amt unter einen Hut zu bringen, sondern auch den Erwartungen der Versicherten gerecht zu werden. Ich habe viel Zeit in pensionskassenspezifische Weiterbildung investiert und mich mit Vollgas in das anspruchsvolle Amt «reingeackert». Sich die berechtigte Zeit für die intensive Vorbereitung auf die jeweiligen Sitzungen nehmen zu können und im Dschungel der technischen Parameter zu navigieren, war ein Sprung ins kalte Wasser.

Nach der anfänglich herausfordernden Phase habe ich nun einen guten Rhythmus gefunden und habe Freude daran, mich einzubringen und die Interessen der Mitarbeitenden zu vertreten. Es gibt überall wichtige und zukunftsweisende Entscheide, die gefällt werden wollen.

Gehen wir ein wenig mehr der Frage auf den Grund, was denn eigentlich der Stiftungsrat macht. Wie sieht die typische Arbeit des Stiftungsrates als Gremium aus?

Wir haben pro Quartal eine Sitzung. Das tönt vorerst mal nach wenig Treffen. Die haben es jedoch meist in sich, da sie vollgepackt mit Themen sind. Die primäre Aufgabe des Stiftungsrates ist es, die Pensionskasse Post strategisch zu steuern. Wir geben die Anlagestrategie frei, fällen Zinsentscheide und diskutieren über Themen wie Nachhaltigkeit oder die sogenannte technischen Parameter der Pensionskasse. In diesem Rahmen bewegen sich die Angestellten der Pensionskasse Post und setzen die von uns vorgegebene Strategie um.

Wie viele Personen sind im Stiftungsrat der PK Post? Und hast du eine ganz spezielle Aufgabe?

Wir sind 10 Personen. Die Anzahl Sitze ist paritätisch. Das bedeutet so viel, dass Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitnehmenden gleich viel Sitze haben wie auch die Seite der Arbeitgeberin. So ist gewährleistet, dass der Stiftungsrat ausgeglichene Entscheide fällt. Ich bin nebst meinem «normalen» Mandat noch Mitglied des Anlageausschusses. Auch dort treffen wir uns vier Mal im Jahr und befassen uns mit der Anlagestrategie der PK Post, überprüfen die Umsetzung und reagieren auf die sich wandelnden Marktgegebenheiten.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Mitgliedern des SR-Gremiums? Wie funktioniert ihr als Team?

Wir haben eine wohlwollende Diskussionskultur und leben diese auch aktiv. Es ist ein Miteinander auf Augenhöhe. So sagt beispielsweise unser Präsident vom Anlageausschuss immer, er wolle nicht «überstimmen», sondern «überzeugen». Natürlich sind wir nicht immer derselben Meinung; Interessenskonflikte sind aufgrund der verschiedenen Positionen Arbeitnehmende/Arbeitgeberin vorprogrammiert.

Wir Vertretenden von den Arbeitnehmenden haben untereinander guten Kontakt und ein echtes Vertrauensverhältnis. Auch die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung und diversen Fachexperten ist sehr bereichernd.

In der momentanen Marktlage ist das sicherlich eine grosse Herausforderung. Welche Themen sind denn sonst noch auf euren «Schirmen»?

Es gibt Themen, die jedes Jahr einen Entscheid nach sich ziehen. So beispielsweise die Höhe der Verzinsung der Altersguthaben. Dann gibt es Sondersituationen, wie beispielsweise mögliche Anpassungen bei der Pensionskasse durch Veränderungen in der Sozialpolitik – Stichwort BVG-Reform.

Dann gibt es auch Entscheide, die eine längerfristige Komponente haben. Dazu gehört beispielsweise die Zinswende. Durch den erhöhten Leitzinssatz kommt es zu positiven Zinsen auf Sparguthaben. Langfristig ist das positive Zinsumfeld gut für die Pensionskassen, kurzfristig kann es aber zu Einbussen kommen. Da gilt es, vorsichtig abzuwägen und nachhaltige Entscheide zu treffen. Auch Teilliquidationen – also wenn die Post einen Bereich verkauft – sind eine Herausforderung für die Pensionskasse. Zudem trifft der Fachkräftemangel auch die Pensionskasse. Damit die Leistungen erbracht werden können, braucht es ein Team mit verschiedensten Fähigkeiten, die man nicht immer so schnell auf dem Arbeitsmarkt findet.

Ein omnipräsentes Thema ist natürlich die langfristige Entwicklung der PK Post. Immer in Zusammenhang mit der Entwicklung der Post. Wird sie schrumpfen, wird sie wachsen? In jeder Situation gilt es, immer unser Ziel vor Augen zu halten: Gute und nachhaltige Lösungen für unsere Versicherten zu finden, damit sie am Ende genug Reserven für ihren letzten Lebensabschnitt haben. Denn für die Versicherten ist vor allem eine Frage ganz zentral: Kann ich oder können meine Hinterlassenen einmal mit der erwarteten Rente leben?

„„Ich setze mich motiviert für alle Versicherten ein. Wenn ich dabei mit meinen Denkanstössen zur Nachhaltigkeit einen positiven Impact für unseren Planeten erziele, ist das das Tüpfelchen auf dem I.

Luise Bornand, Stiftungsrätin Pensionskasse Post

Welches Thema beschäftigt dich am meisten resp. wo setzt du deine Schwerpunkte?

Was mich aktuell stark beschäftigt ist das Thema Nachhaltigkeit. Nicht nur im Sinne von rentabel anlegen, sondern unter anderem auch nachhaltig punkto Umwelt. Die Pensionskasse Post legt viel Geld am Kapitalmarkt an. Als grosse Anlegerin muss und will die Pensionskasse verantwortungsvoll handeln. Es ist ja auch im Sinne aller Versicherten, dass die PK Post so handelt und den Planeten und damit unsere Lebensgrundlage so gut wie möglich schützt. Die PK Post denkt also nicht nur für die aktuellen Versicherten, sondern auch für die künftigen. Das Stichwort «soziale Verantwortung» gilt es hier ebenfalls zu erwähnen: Die Sicherstellung eines «würdevollen» Alterns ist das Ziel jeder Pensionskasse.

Die Post ist bereits in vielen Belangen ein Vorbild. Aber nach dem Prinzip «never stop improving» möchte ich erreichen, dass die PK Post noch nachhaltiger handelt, diese Aspekte stärker strategisch verankert und gezielt in nachhaltige Anlagen oder Unternehmen investiert. Die Parameter dafür festzulegen, ist nicht ganz einfach, denn noch immer ist nicht alles transparent und nicht immer ist ersichtlich, welche Investition beispielsweise einen positiven Impact auf die Umwelt haben kann.

Du hast vorhin erwähnt, dass ihr doch ab und zu Interessenskonflikte habt und auch angeregt diskutiert. Ist der Nachhaltigkeitsaspekt ein Teil davon?

Ja, schon auch. Denn das Spannungsfeld ist gross und es sind eine differenzierte Betrachtung sowie die Abwägung aller Faktoren nötig. Hinzu kommt, dass kurzfristige Entscheidungen auf langfristige Sicht andere Konsequenzen haben. Bei fast allen Situationen gilt es jeweils die kurz-, mittel- und langfristigen Konsequenzen abzuschätzen und Entscheide entsprechend zu fällen. Als Vertreterin der Arbeitnehmenden vertrete ich alle Versicherten gleichermassen. Jene, die eine hohe Rendite wollen, jene die eher vorsichtig sind, jene, die Angst vor einer Sanierung haben, jene, die liberaler eingestellt sind, und jene, denen Nachhaltigkeit ein grosses Anliegen ist.

Für mich heisst das in der Quintessenz: Jede einzelne Entscheidung muss sorgfältig abgewägt werden und bedarf einer soliden Analyse. Den Kurs einfach schnell zu ändern, ist ähnlich wie bei einem grossen Schiff nicht möglich. Alles braucht Zeit; Entscheide von heute sind erst morgen oder gar übermorgen wirksam und ersichtlich.

Das tönt nach einem hochkomplexen Amt! Und nach viel Vorbereitungszeit. Lässt sich das «gäbig» mit deinem Job bei der Post kombinieren?

Obwohl ich meine Funktion innerhalb meines Pensums ausüben kann, ist die Balance noch nicht so optimal. Der Workload meiner Stelle ist nämlich derselbe geblieben. «On top» kommt das Amt der Stiftungsrätin. Daher braucht es die eine oder andere Wochenendschicht. Gerade auch im Sinne von Vereinbarkeit haben wir – aus meiner Sicht – noch etwas zu tun. Denn so gern ich meinen Job und das Amt als Stiftungsrätin mag; ich liebe meine Freizeit und habe schon den Anspruch, dass hier punkto Vereinbarkeit noch Luft nach oben sein muss.

Und trotzdem übst du das Amt gerne aus. Was motiviert dich für deine Funktion?

Die Möglichkeit zu haben, mich positiv für die Versicherten der Pensionskasse Post einzusetzen, treibt mich an. Dass ich dank meinen Inputs punkto Nachhaltigkeit einen positiven Beitrag für die Schweizer Gesellschaft und allenfalls sogar für den Planeten Erde leisten kann, ist das Pünktchen auf dem I. Zudem lerne ich täglich dazu und profitiere viel vom Amt als Stiftungsrätin. Dafür bin ich der Post und der Pensionskasse dankbar – dieses Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten sehe ich nicht als Selbstverständlichkeit an.

Du bist zudem Mitglied von transfair. Wie beurteilst du die Zusammenarbeit mit transfair? Und wie schätzt du den Wert des Personalverbandes ein?

Kerstin Büchel, die Leiterin Branche Post/Logistik, ist meine «Sparringpartnerin» bei transfair. Wir tauschen uns regelmässig aus und transfair kann über diesen Weg aus der Sozialpartnerschaft Themen einbringen. Ich finde die Arbeit von transfair äusserst relevant und finde es bereichernd, dass die Post einen so konstruktiven Vertreter fürs Personal als Partner hat.

Das ist Luise

Luise ist 33 Jahre alt und arbeitet bereits seit 5 Jahren bei der Post. Ursprünglich hatte sie Psychologie studiert und war eine Weile in ihrem Beruf tätig. Mittlerweile ist sie verantwortlich für die Organisationsentwicklung der IT Post. Privat ist Luise gerne unterwegs und bezeichnet sich selbst als «Reisefüdle». Den perfekten Ausgleich bringen da Yoga und die Zeit mit ihren Freunden.