Einblick in die Arbeit des SECO während der Pandemie

Öffentliche Verwaltung

Einblick in die Arbeit des SECO während der Pandemie

Als Leiter Ressort eidgenössische Arbeitsinspektion im SECO begleitet Vaentin Lagger den kantonalen Vollzug des Arbeitsgesetzes. Er erzählt über sein spannendes Aufgabenfeld.

Matthias Humbel

Wie hat Corona denn deinen Arbeitsalltag verändert?

Wie in so vielen Bereichen rückte auch bei meiner Arbeit die Bekämpfung des Virus in den Vordergrund. Wir mussten so rasch wie möglich Schutzkonzepte erstellen, dank denen die Übertragung des Virus am Arbeitsplatz so gut wie möglich verhindert werden konnte. Wir haben spezifische Schutzmassnahmen erarbeitet und mit den Kantonen geschaut, dass sie diese umsetzen. Sehr wichtig war auch eine zeitnahe und umfassende Information.

Und was war für dich die grösste Veränderung?

Ganz klar das Arbeiten im Homeoffice. Plötzlich waren wir alle zu Hause und mussten die Zusammenarbeit anders gestalten. Das hat alles hervorragend geklappt. Alle Mitarbeitenden haben Sonderefforts geleistet und sich sofort an die neuen Formen der Zusammenarbeit gewöhnt.

Am 17. März 2020 rief Bundesrat Guy Parmelin die Corona-Hotline für Fragen rund ums Arbeitsrecht ins Leben. Da wart ihr ganz schön gefordert. Wie habt ihr es geschafft, diese Aufgabe zu meistern?

Das gelang, weil wir ein Superteam sind und sich auf unseren internen Hilferuf für die Corona-Hotline innert kurzer Zeit 220 Leute gemeldet haben. Dank der grossen Solidarität und der speditiven und unkomplizierten Zusammenarbeit konnten wir die Corona-Hotline zwei Tage später schon in Betrieb nehmen. Das war eine unglaubliche Teamleistung. Darauf bin ich enorm stolz!

Die Corona-Hotline des SECO war während knapp 18 Monaten aktiv. Was waren die Herausforderungen in dieser Zeit?

Wir haben in dieser Zeit über 45 000 Telefonanrufe und über 28 000 Mails beantwortet. Die grösste Herausforderung war es, sämtliche nötigen und verfügbaren Informationen zeitnah aufzuarbeiten und den «Hotlinern» zur Verfügung zu stellen. Und dann mussten wir immer wieder Antworten auf neue Fragen finden – auch in Zusammenarbeit mit anderen Departementen. Das funktionierte beinahe reibungslos und die Solidarität innerhalb des SECO und in der ganzen Bundesverwaltung war einzigartig.

Eine Herausforderung war auch, dass wir viele Infos in kurzer Zeit und dreisprachig verfügbar machen mussten. Für die Beantwortung der Mails haben wir thematische Teams gebildet und Antworten in einem riesigen Excel-File zusammengetragen und in drei Sprachen zur Verfügung gestellt. In der Telefonhotline arbeiteten wir zu Beginn in drei Schichten zwischen 7 und 20 Uhr. In jeder Schicht waren 20 Leute in drei Sprachen am Telefon.

Auch die Kurzarbeitsentschädigung fällt in den Wirkungsbereich des SECO. Was hat sich da so verändert?

Die Kurzarbeitsentschädigung (KAE) war während der Pandemie DAS Instrument, um Einkommensausfälle zu kompensieren. 2020 wurden rund 10 Milliarden Franken unter dem Titel Kurzarbeit ausbezahlt. So viel wie niemals zuvor. Doch es war richtig und wichtig, dieses Instrument zu nutzen. Denn während Corona konnten viele Leute gar nicht oder massiv weniger arbeiten. Und mit der KAE wird ein gewisser Teil der Lohnkosten übernommen. So konnte grösstenteils verhindert werden, dass aufgrund des Arbeitswegfalls durch Corona Kündigungen ausgesprochen werden.

Auch als der Bundesrat Ueli Maurer im März 2020 schnelle Kredithilfe für Unternehmen angekündigt hatte, wart ihr gefordert.

Genau, am Freitag, 20. März 2020, informierte er in der bundesrätlichen Medienkonferenz, dass Unternehmen ab der darauffolgenden Woche Kredite bei ihrer Hausbank beantragen können. Innerhalb von einigen wenigen Tagen haben wir in Zusammenarbeit mit der Bankenbranche Prozesse festgelegt und ein Informatiksystem aufgebaut, über das letztlich über 16 Milliarden Franken an rückzahlbaren Krediten ausbezahlt worden sind. Schon beeindruckend, dass wir in so unfassbar kurzer Zeit ein solches System aufbauen konnten. Die Zusammenarbeit war auch hier extrem solidarisch. Wir alle haben quasi rund um die Uhr gearbeitet, um jenen Menschen zu helfen, die wegen Corona in Not geraten sind.

Und nun? Wie geht es weiter?

Dieses Sprichwort trifft es: Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen. Bisher hat sich die Wirtschaft einigermassen gut erholt. Wie es weitergeht, hängt aber von vielen verschiedenen Faktoren ab. Auch von uns: In den ersten Monaten der Pandemie sind wir zusammengestanden und haben alles getan, um die Verluste der Krise zu kompensieren und um aus ihr rauszukommen. Aber die Krise ist noch nicht vorbei. Es braucht weiterhin Solidarität. Ebenfalls von jenen, die mittlerweile etwas müde geworden sind.

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Ich will mich für gute Arbeitsbedingungen von Menschen einsetzen und mir gefällt die Rolle, die transfair einnimmt: transfair ist da, wenn es darum geht, Einzelfälle zu beraten und zu unterstützen, und transfair leistete auch seinen Beitrag in den Sozialpartnergesprächen.