Aus für Express-Lieferdienst notime

Post/Logistik

Aus für Ex­press-Lie­fer­dienst notime: Per­so­nal­ver­band transfair kämpft für rund 600 Betroffene

Die Schweizerische Post beabsichtigt, ihren Schnelllieferdienst notime AG unter Vorbehalt des Ergebnisses des anstehenden Konsultationsverfahrens per Ende September 2025 zu schliessen. Das Unternehmen, das Online-Bestellungen noch am selben Tag ausliefert, schreibt rote Zahlen. Rund 600 Mitarbeitende sind vom voraussichtlichen Stellenabbau betroffen. Der Personalverband transfair fordert im Falle einer Schliessung umfassende Sozialmassnahmen und kritisiert den Rückzug aus dem Zukunftsmarkt.

Aidan Uebelmann von transfair Aidan Uebelmann
notime-Kurierin der Post auf Lastenfahrrad – der Express-Lieferdienst wird 2025 eingestellt

In Kürze

  • Die Schweizerische Post beabsichtigt, ihren Schnelllieferdienst notime AG unter Vorbehalt des Ergebnisses des anstehenden Konsultationsverfahrens per Ende September 2025 zu schliessen.
  • Das Unternehmen, das Online-Bestellungen noch am selben Tag ausliefert, erzielt jährlich Verluste.
  • Durch die Schliessung würden voraussichtlich rund 143 Vollzeitäquivalente (FTE) in der Deutsch- und Westschweiz entfallen. Diese Stellen verteilen sich vor allem auf rund 550 Kurierfahrerinnen und Kurierfahrer, die im Stundenlohn Sendungen zustellen. Dazu gehören ebenfalls 39 Mitarbeitende im Monatslohn.
  • Der Personalverband transfair fordert im Falle einer Schliessung einen umfassenden Sozialplan und konkrete Unterstützungsmassnahmen für die betroffenen Mitarbeitenden, darunter Übernahmen in andere Konzernbereiche und Weiterbildungsangebote.

Die Schweizerische Post beabsichtigt, ihren Schnelllieferdienst notime AG unter Vorbehalt des Ergebnisses des anstehenden Konsultationsverfahrens per Ende September 2025 zu schliessen. Vom Abbau von rund 143 Vollzeitstellen sind insgesamt rund 600 Mitarbeitende betroffen. transfair bedauert diesen Schritt und verlangt im Falle einer Schliessung einen umfassenden Sozialplan.

Post gibt Zukunftsmarkt auf – Millionenverluste entscheidend

Die Post übernahm notime 2021 vollständig, um im Markt der Gleichtagszustellung (Same-Day-Zustellung) besser Fuss zu fassen. Trotz Aufbau einer eigenen Struktur und verbesserter Logistikprozesse gelang es nicht, das Geschäftsmodell gewinnbringend zu gestalten.

«Es ist schade, dass die Post diesen Bereich aufgibt. Gerade die Zustellung am gleichen Tag entspricht einem Bedürfnis im Online-Handel», bedauert Greta Gysin, Präsidentin von transfair und Nationalrätin. «Wir anerkennen zwar die aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, hätten uns aber mehr Durchhaltewillen und Investitionen in diesen Zukunftsmarkt gewünscht.»

«Rund 600 Mitarbeitende brauchen im Falle der Schliessung konkrete Perspektiven»

Für transfair ist klar: Es muss ein umfassender Sozialplan verhandelt werden. Der Personalverband erwartet eine enge Begleitung und transparente Information der Betroffenen. transfair fordert konkret:

  • Möglichst viele Übernahmen in andere Konzernbereiche
  • Zugang zum internen Stellenmarkt für alle Betroffenen
  • Einen Weiterbildungsfonds für Umschulungen und Neuorientierung
  • Angebote für Outplacement und persönliche Beratung

Als positives Zeichen wertet transfair, dass die Post den notime-Mitarbeitenden Zugang zum internen Stellenmarkt gewähren wird «Das ist ein erster wichtiger Schritt, aber wir erwarten von der Post eine umfassende Unterstützung aller Betroffenen», betont Aidan Uebelmann, Verantwortlicher für Sozialpartnerschaft bei transfair. «Besonders wichtig ist jetzt eine transparente Kommunikation und individuelle Betreuung für alle Mitarbeitenden.»

transfair bleibt aktiv: «Wir lassen niemanden im Stich»

transfair wird das Konsultationsverfahren im Mai aktiv begleiten und konkrete Vorschläge einbringen, um die sozialen Folgen der beabsichtigten Schliessung für die betroffenen Mitarbeitenden abzufedern. «Als Sozialpartner nehmen wir unsere Verantwortung ernst und setzen uns mit Nachdruck für faire Lösungen ein», erklärt Uebelmann.

notime auf einen Blick: Hintergrund zum Express-Lieferdienst

Die notime AG startete 2014 als Start-up. Der Dienst liefert Online-Bestellungen noch am selben Tag aus – oft innerhalb weniger Stunden. Der Kurierdienst ist hauptsächlich in Schweizer Grossstädten tätig. Die Kuriere übernehmen die sogenannte «letzte Meile» und bringen Online-Bestellungen von Lagern oder lokalen Geschäften direkt zu den Endkundinnen und -kunden.  Für die umweltfreundliche «grüne Logistik» sind die Kuriere mehrheitlich mit dem Velo oder in E-Fahrzeugen unterwegs.

Historie zur Post:

Die Post erwarb 2018 zunächst eine Minderheitsbeteiligung an notime und übernahm das Unternehmen 2021 vollständig. Mit dieser Übernahme wollte die Post im wachsenden Markt der Schnelllieferungen Fuss fassen und ihr Angebot in der Stadt-Logistik ausbauen. Bereits im Juni 2024 hatte notime im Raum Bern wichtige Aufträge verloren – wodurch sich die finanzielle Lage zuspitzte.

Kontakt

Regionalsekretär Region Ost

Aidan Uebelmann

«Gewerkschaften sind ein Grundstein für das System des Fortschrittes». Im Sinne von JFK möchte ich Arbeitnehmenden helfen sich in dieser rasant veränderten Arbeitswelt zurechtzufinden und zu unterstützen.