Personalmangel im öffentlichen Verkehr

Öffentlicher Verkehr

Per­so­nal­man­gel im öffentlichen Verkehr

Die Meldungen über Produktionsanpassungen im Personenverkehr wie zuletzt bei der Rhätischen Bahn (RhB) häufen sich. Weil nicht genug Lokpersonal zur Verfügung steht, muss die RhB ihr Bahnangebot vorderhand um 3 Prozent reduzieren und durch Bahnersatzbusse ersetzen. Und dies bei gleichzeitig deutlicher Zunahme der Nachfrage! Das Problem ist ein weit verbreitetes in der Branche Öffentlicher Verkehr.

Urs Jungen

In Kürze

  • Die Rhätische Bahn muss aufgrund Personalmangel ihr Angebot verkleinern.
  • Dasselbe Problem zeigt sich auch bei anderen (städtischen) Verkehrsbetrieben.
  • Die Quellen der Problematik sind vielseitig.
  • transfair findet die Angebotsreduktion positiv, da so die Gesundheit des Personals geschützt wird.

Ein Teufelskreis, nicht nur bei der RhB

Auch viele städtische Verkehrsbetriebe wie die VBZ in Zürich und die TPG in Genf können die Leistungen nicht mehr alle stemmen und reduzieren teilweise ihre Angebote. Diese Massnahmen erachtet transfair als sehr wichtig, um das bestehende Personal zu schützen und um Überbelastungen mit steigenden Krankheitsabwesenheiten zu stoppen. Bei der SBB sind die Personalbestände aus Sicht transfair nicht überall ausreichend. Die Zunahme dieser Meldungen ist besorgniserregend und wirft Fragen auf diversen Ebenen auf, denn die Angebotsanpassungen haben zudem auch negative Auswirkungen auf Fahrgäste und Umwelt.

Gründe für die Schieflage

Die Gründe und Quellen für den Personalmangel und die Produktionsanpassungen sind vielschichtig und vielseitig: 

Die Unternehmen

  • Zu knappe Personalplanung bezüglich der Herausforderungen wie Angebotsausbau, Baustellen, Fahrgastaufkommen und der demographischen Entwicklung.
  • Sparen bei Personalreserven, was zu Überbelastung führt.
  • Tiefere Anwesenheitsquoten aufgrund zunehmender Fehltage.
  • Zum Teil maximale Ausreizung gesetzlicher Vorgaben bei der Dienstplanung.
  • Zuwenig vorausschauende Personalrekrutierung.

Die Branche

  • Akuter Fachkräftemangel trifft ganze Branche.
  • Unterbestand wird oftmals innerhalb der Branche kurzfristig gedeckt.
  • Unattraktive Arbeitsbedingungen der Schichtarbeit und dadurch schwierige Vereinbarkeit Beruf und Familie etc.
  • Demographische Entwicklung betrifft alle in gleicher Weise.
  • Zu wenig berufliche Perspektiven in der Branche.

Die Politik & Angebotsbesteller

  • Angebotsausbau wird richtigerweise stark forciert auf Stufe Bund und Kantone, was dem Kunden- und Klimabedürfnis entspricht.
  • Ausbau benötigt genügend finanzielle Mittel.
  • Fehlende Bereitschaft die finanziellen Mittel zu sprechen infolge des Spardruckes.

Das bedarf es zur Problemlösung

Jedes Bedürfnis hat seine Daseinsberechtigung. Jedoch muss zum Schutz des Personals eine Verbesserung in verschiedenen Bereichen her. Es bedarf folglich eine realistische, langfristige Personalressourcen- und Ausbildungsplanung mit genügend Reserven. transfair strebt zudem einen Gesundheitsdialog mit den Unternehmen an. Um dem Fachkräftemangel nachhaltig entgegenzutreten, braucht es attraktive Arbeitsbedingungen und verstärkte Ausbildungen im öffentlichen Verkehr, um vermehrt ein branchenfremdes und neues Zielpublikum anzusprechen. Es braucht immer wieder ein klares politisches Bekenntnis, um den prognostizierten Mehrverkehr nachhaltig mit öffentlichem Verkehr zu bewältigen. Angebotserweiterungen müssen mit den Unternehmen frühzeitig abgestimmt werden. Ohne ein politisches und finanzielles Bekenntnis kann statt eines Ausbaus leider auch ein Angebotsabbau resultieren.

Die Rolle von transfair

transfair setzt sich auf allen Ebenen für den öffentlichen Verkehr ein: Sozialpartnerschaftlich in Verhandlungen mit den Unternehmen, in der Branche im Austausch mit dem Verband öffentlicher Verkehr, in der eidgenössischen Arbeitszeitgesetzkommission und gesamtpolitisch für den Service Public, beispielsweise auf Bundesebene mit seiner Präsidentin, der Nationalrätin Greta Gysin.

Das Thema ist nicht neu: Bereits am Branchenkongress von 2021 hat transfair eine entsprechende Resolution zum Fachkräftemangel in der ÖV-Branche gefasst.