Neue Organisation im ETH-Bereich?

Öffentliche Verwaltung

Neue Organisation im ETH-Bereich?

Am 29. April 2024 traf sich transfair als relevanter Stakeholder mit ETH-Ratspräsidenten Michael Hengartner zum Austausch über die aktuelle Organisationsentwicklung im ETH-Bereich. Die vier Forschungsanstalten PSI, Empa, Eawag und WSL sollen zu einer Rechtspersönlichkeit zusammengeführt werden.

Olivia Stuber

In Kürze

transfair hat sich mit ETH-Ratspräsidenten Michael Hengartner zur Organisationsentwicklung im ETH-Bereich ausgetauscht. Folgendes wurde diskutiert:

  • Die rechtliche Fusion der Forschungsanstalten
  • Die nächsten Schritte

 

Wie alles begann

Dass sich der ETH-Bereich entwickeln muss, kommt nicht von ungefähr. Im Rahmen der Strategischen Ziele 2021-2024 erteilte der Bundesrat dem ETH-Bereich den Auftrag, seine Struktur zu überprüfen. Zum selben Schluss kamen auch die internationalen Expertengremien, die den ETH-Bereich 2019 und 2023 evaluierten. Mit einer neuen Struktur und Organisation soll der EHT-Bereich besser für aktuelle und künftige Herausforderungen gerüstet sein und seine Synergien besser nutzen können.

Aktueller Stand      

Ende letzten Jahres lagen schliesslich drei Optionen mit unterschiedlichen Graden an Strukturanpassungen auf dem Tisch. Der ETH-Rat hat diese Optionen in der Zwischenzeit mit verschiedenen internen und externen Stakeholdern diskutiert, insbesondere mit den betroffenen Forschungsanstalten selbst. transfair wurde am Austausch darüber informiert, dass zwischen den sechs Institutionen des ETH-Bereichs Konsens darüber besteht, wie eine neue Organisation aussehen soll. 

Einig sind sich die Institutionen bei folgenden Punkten:

  • Schaffung einer neuen Einheit zum Thema Digitalisierung
  • Struktur für die Forschungsanstalten, welche die Integration neuer Einheiten vereinfacht
  • Zusammenarbeit innerhalb des ETH-Bereichs und darüber hinaus verbessern
  • administrative Kosten reduzieren und die unterstützenden Dienste verschlanken
  • Präsenz der Forschungsanstalten in der Westschweiz stärken. Die bestehenden Standorte bleiben erhalten
  • Stärken des heutigen Systems beibehalten – insbesondere die wertvollen Brands der Institutionen und ihre Verbindungen zu den Stakeholdern

Was bedeutet das konkret?

In diesem neuen Organisationsmodell behalten die beiden ETH ihre Rechtspersönlichkeit. Die vier Forschungsanstalten würden aber unter einem Dach und einer Rechtspersönlichkeit zusammengeführt. Die Gesamtinstitution würde von einem Direktorium geleitet. Die Forschungsanstalten könnten dabei ihre «Brands» behalten und nach aussen weiterhin unter eigenem Namen auftreten.

Zusätzlich soll eine neue Einheit zum Thema Digitalisierung geschaffen werden, die vorzugsweise in der Romandie lokalisiert wäre, um die Präsenz der ETH in der Westschweiz zu stärken.

Für die Forschungsbereiche der Anstalten sollte sich gemäss Aussage von Ratspräsidenten Hengartner nicht viel ändern, jedoch würden der administrative Bereich und die Support-Dienste zentralisiert.

Wie steht transfair dazu?

transfair begrüsst, dass eine neue Forschungseinheit zum Thema Digitalisierung in der Romandie geschaffen werden soll. Eine Vertretung des ETH-Bereichs in allen Landesteilen der Schweiz, erachtet transfair als Mehrwert für den nationalen Zusammenhalt sowie das Stellenangebot im Forschungsbereich. Auch Prozessoptimierungen innerhalb des EHT-Bereichs sind durchaus angezeigt, da aktuell viele Synergien zwischen den Institutionen nicht genutzt werden. Dieses Potenzial gilt es auszuschöpfen.

Was transfair aber entschieden ablehnt, ist ein Stellenabbau aufgrund von Zentralisierung. Die Kosteneinsparungen im administrativen Bereich dürfen sich nicht auf das Personal erstrecken. Auch bei einer Verschlankung der unterstützenden Dienste, gilt es an erster Stelle die Arbeitsplätze zu sichern oder adäquate Anschlusslösungen innerhalb des ETH-Bereichs zu garantieren.

Die nächsten Schritte

transfair wird das Organisationsprojekt eng begleiten und laufend mit dem ETH-Rat im Austausch stehen. Aufgrund der Gespräche mit Stakeholdern wie transfair, soll eine solide Basis für einen Richtungsentscheid geschaffen werden, der durch den ETH-Rat noch 2024 gefällt werden soll. Bevor der ETH-Rat abschliessend entscheidet, welche Option er dem Bundesrat zur Umsetzung beantragen möchte, wird er im ETH-Bereich eine interne Konsultation durchführen. Im Rahmen dieser internen Konsultation wird auch transfair Stellung nehmen können. Dies voraussichtlich im Herbst 2024. Falls es zu einer Strukturanpassung kommen soll, wird der ETH-Rat anschliessend dem Bundesrat Antrag zur Einleitung eines Rechtsetzungsverfahrens stellen, bei dem das Parlament das letzte Wort hat.